Neue Technik im alten Gewand: Wie eine intelligente Energieversorgung in einem 1899 erbauten Areal umgesetzt wird

 

Erstellung eines sektorgekoppelten Energiekonzepts

schäffler sinnogy erstellt ein sektorgekoppeltes Energiekonzept für eine klimafreundliche Energieversorgung von 20 Hochschulgebäuden, einem Seniorenheim, mehreren Mehrfamilien- und Einfamilienhäusern in einer denkmalgeschützten Ortschaft.

Lange Tradition

Die Ortschaft Friedensau ist ein Teil der Stadt Möckern in Sachsen-Anhalt und liegt rund 30 km nordöstlich von Magdeburg. Die abgelegene Ortschaft wird seit über 100 Jahren von er Theologischen Hochschule Friedensau (ThHF) geprägt, die 1899 als „Industrie- und Missionsschule“ gegründet wurde und sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einer zentralen kirchlichen Bildungseinrichtung für den gesamten mittel- und osteuropäischen Raum entwickelt hat. Neben dem Campusareal, das aus ca. 20 Gebäuden unterschiedlicher Nutzung besteht, befinden sich im Ortsteil Friedensau zudem ein Seniorenheim, kommunale Mehrfamilien- sowie private Einfamilienhäuser.

In den Anfangsjahren nach der Gründung war das Areal energetisch autark, was sich nach und nach geändert hat. Heute gibt es, federführend durch die theologische Hochschule, wieder Bestrebungen eine möglichst hohe Eigenversorgung zu erreichen.

Klimafreundliche Unabhängigkeit

Um ihrer Klimaverantwortung gerecht zu werden, beauftragte die Hochschule schäffler sinnogy mit der Entwicklung eines Energiekonzepts, mit der die ganze Ortschaft unabhängig und nachhaltig mit Strom und Wärme versorgt werden kann. Gleichzeitig soll mit dem Pilotprojekt auch den vielen internationalen Studierenden, die aus der ganzen Welt nach Friedensau kommen, gezeigt werden, wie die „German Energiewende“ in der Praxis funktioniert.

In Kooperation mit den Stadtwerken Burg wurde daher von sinnogy ein Quartierskonzept erstellt, in dessen Rahmen die Photovoltaik (PV) -Erzeugung massiv ausgebaut wird. Die bestehenden Blockheizkraftwerke (BHKWs) werden modernisiert und deutlich erweitert. Auch das Strom- und Wärmenetz soll modernisiert, ausgebaut und fit für eine intelligente Schwarmsteuerung gemacht werden .

Netzqualität verbessern und Notstromleitung ablösen

Eine besondere Herausforderung ist dabei die Sicherung der Versorgung und der Versorgungsqualität. Die Versorgungsinfrastruktur im Betrachtungsgebiet – speziell die Stromnetze – ist größtenteils veraltet. Zudem ist die Stromversorgung durch erhebliche Spannungsschwankungen und komplette Ausfälle geprägt. Für einen Ausbau von eigenen Erzeugungsanlagen und eine Verbesserung der Versorgungssicherheit sind deshalb grundlegende Arbeiten im Bereich der Netze erforderlich, ebenso wie eine intelligente Steuerung der Anlagen und Verbraucher. Kernstück hierfür ist ein Strom-Arealnetz, das als Kundenanlage aufgebaut wird.

Durch die Integration der fluktuierenden und prognostizierbaren Erzeugungsanlagen zusammen mit einem Batteriespeicher in eine gemeinsame „virtuelle Kraftwerkssteuerung“ soll zudem eine Verbesserung der Netzqualität der gesamten Ortschaft sowie die Ablösung der aktuell noch dieselbetriebenen Notstromaggregate und der kostenintensiven Notstromleitung erreicht werden.

Akteure einbinden

Der Träger des Seniorenheimes, die Kommune Möckern und die privaten Gebäudeeigentümer haben Interesse, in die Quartiersversorgung eingebunden zu werden, um von den dauerhaft geringeren Energiekosten, der Umweltentlastung und der höheren Versorgungssicherheit zu profitieren, welche ein gemeinsames, akteursübergreifendes Strom- und Wärmenetz bietet.

Hierfür wird ein Prosumentenmodell entwickelt und aufgebaut, durch das die Akteure vollautomatisch miteinander interagieren und Energie untereinander austauschen können. Grundlage hierfür ist eine konsequente und hochaufgelöste Messung und Bilanzierung der spartenübergreifenden Energieströme.

Eine Umsetzung der bewerteten Maßnahmen wird angestrebt und derzeit durch die beteiligten Akteure vorbereitet.